Guten Appetit! Spätsommerliches Traum-Menü begeistert Gäste: Teilnehmer des Projektes „Angekocht“ zeigen, was sie gelernt haben

09.10.2015 CJD Sachsen « zur Übersicht

Rund 25 Gäste warten gespannt und neugierig in dem hellen Raum vor der Großküche der JVA Leipzig. Auf den herbstlich dekorierten Tischen liegt eine liebevoll gestaltete Menükarte. Die angeregten Tischgespräche verstummen als die Küchentür aufgeht. 11 junge Männer in strahlend weißer Kochkleidung servieren zuerst einen Vorspeisentraum, danach eine köstliche Hauptspeise und krönen das Essen mit einem vorzüglichen Dessert. Die Gäste schwelgen in Pfifferlings-Terrine mit Cumberland-Soße, Königinpasteten mit Champignonragout, gefülltem Kalbsschmorbraten mit Sauerkirschjus und zuletzt in Mousse aus weißer und dunkler Schokolade mit Orangensoße.

Nicht nur geschmacklich trifft das Menü genau ins Schwarze, auch die filigranen Kunstwerke wie die Rosen aus Tomatenhaut und die goldenen Karamellnetze für die Dessert-Mousse überzeugen alle restlos. Nach dem Rezept der Sauerkirschsoße fragt jeder dritte Gast die Kochausbilder Thomas Seiferlin und Christian Schlichter, die verschmitzt lächeln und stolz auf ihre Jungs sind: „Stresstest bestanden! Ganze Arbeit haben die heute gleistet.“  

Fast sechs Monate lang haben die jungen Männer im Alter von 23 bis 37 Jahre im Rahmen der modularen Teilqualifizierung im Berufsbild Koch/Köchin geübt, bis das so gut aussieht und schmeckt, was heute auf den Tellern liegt. Das CJD Sachsen arbeitet seit über neun Jahren in der JVA Leipzig für das abschlussorientierte Ausbildungsprojekt „Angekocht“. Zwei Ausbilder, ein Sozialpädagoge und JVA-Mitarbeiter arbeiten Hand in Hand gemeinsam mit den Auszubildenden der Lehrküche intensiv daran, dass sie innerhalb von 24 Monaten möglichst viele Module aus der „Verordnung über die Berufsausbildung zum Koch“ erfolgreich absolvieren. Durch die anerkannten Teilabschlüsse ist es für sie möglich, nach dem Gefängnis mit der Ausbildung zum Koch weiter zu machen oder – je nach Qualifizierungsstand - eine IHK Prüfung abzulegen, die ihnen den Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf bestätigt.

Da es wenigen Menschen nach ihrer Haftzeit gelingt, nahtlos ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis zu beginnen, ist eine Qualifizierung während der Haft eine wichtige Voraussetzung, um beruflich wie privat draußen wieder Fuß zu fassen und eine straffreie Zukunft zu leben.  

Dirk (Name von der Redaktion geändert) qualifiziert sich seit 11 Monaten im Projekt „Angekocht“.

Redaktion: Was essen Sie am liebsten?
Dirk: „Eigentlich alles…außer Pilze.“  
Redaktion: Sind Sie mit dem heutigen Koch-Ergebnis zufrieden?
Dirk: „Ja, wir haben ja auch lange geübt. Und der Beifall am Ende hat gezeigt, dass das Essen allen super geschmeckt hat.“  
Redaktion: Wie lange lernen Sie bereits in der Küche?
Dirk: „Seit circa einem Jahr bin ich dabei.“  
Redaktion: Was bedeutet Ihnen die Qualifizierung?
Dirk: „Na, das ist eine Chance hier drinnen und später auch draußen.“
Redaktion: Was macht Ihnen am meisten Spaß im Projekt?
Dirk, lachend: „Komische Frage! Das Kochen natürlich.“ 


Das Projekt „Angekocht“ wird vom Europäischen Sozialfonds und dem Freistaat Sachsen gefördert und basiert auf der Richtlinie des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz und für Europa zur Förderung von aus dem Europäischen Sozialfond im Förderzeitraum 2014 bis 2020 mitfinanzierten Projekten der Qualifizierung von Gefangenen (ESF-Richtlinie Qualifizierung Gefangener 2014 – 2020) vom 14. August 2014.  

Als Gäste der Veranstaltung am 24. September durften das Essen genießen:

Hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die für die JVA Leipzig bzw. für das Projekt arbeiten, es fördern und/oder unterstützen:  

  • JVA Leipzig
  • DEHOGA Sachsen
  • Industrie und Handelskammer zu Leipzig
  • Metro Cash & Carry Deutschland GmbH
  • Arbeitskreis Resozialisierung  Leipzig e.V.
  • Anonyme Alkoholiker Leipzig e.V.
  • Caritas Leipzig e.V.
  • CJD Sachsen