In der Natur braucht man wenig: Jugendparlament des CJD Waldhauses verbringt ein Wochenende unter freiem Himmel.

16.11.2015 CJD Sachsen « zur Übersicht

Sie zogen hinfort, um das Fürchten zu lernen, doch dann überstanden sie Kälte, Wind, eine bettenlose Nacht, Kochen ohne Küche, Spülen ohne Spüllappen, Essen von Wiese und Wegesrand... Sie bauten Fallen, machten Feuer ohne Feuerzeug, überstanden Hunger (Appetit), bauten ihre eigenen Unterkünfte, kochten an der Feuerstelle, sammelten ihren Tee, orientierten sich ausgesetzt im Wald u.v.m. Ein Wochenende in der Wildnis! Ein Wochenende der Superlative!  

Am letzten Oktoberwochenende wagte sich das Jugendparlament des Jugend- und Freizeittreffs Waldhaus in die erzgebirgische Wildnis. Bepackt mit Isomatte, Schlafsack, Mütze und einer ordentlichen Portion Mut verließen die 10 Jungs Penig und suchten mit Wildnistrainer Michael Schubert (www.naturwaerts.com) ein geeignetes Camp nahe Großrückerswalde. Sofort machten sie sich an den Bau der Unterkünfte: Starke Äste, Fichtenwedel, Laub, Axt, Machete und Bindfaden sorgten dafür, dass zwei Stunden später zwei „luxuriöse“ Nachtlager getarnt und windgeschützt auf der Wiese standen.  

Bereits hungrig kümmerten sie sich um die Versorgung: Mehl, Wasser, Zucker und Salz wurden zu gebratenem Knüppelkuchenteig über offenem Feuer in zwei Pfannen. Als das Mittag am frühen Nachmittag verzehrt war, machte sich das Parlament auf in den Wald. Das Ziel der Mehrheit war es, essbare Kräuter und Waldfrüchte kennen und schmecken zu lernen. Philipps Ziel war es, eine Made zu finden und zu probieren. Sein Kommentar: „Die Konsistenz ist wie zerlaufenes Gummibärchen. Den Geschmack kann ich nicht beschreiben, sie war nicht dick genug dafür.“  

Die 12- bis 18-Jährigen fanden auf der langen Wanderung allerlei Grünzeug und am Ende erhielten sie von ihrem Trainer die Aufgabe, allein zurück zum Camp zu finden. In drei Teams aufgeteilt fanden alle zur Feuerstelle zurück und gemeinsam widmeten sie sich der Vorbereitung des Abendbrots. Fisch und Hühnchen wurde am Feuer geräuchert oder gebraten und hungrig verzehrt. Aufgrund der Kälte und des ausdauernden Windes wurden die Nachtlager recht schnell aufgesucht. Man war gut beraten, wenn man die Nähe seines Schlafnachbarn gesucht hatte. Laut Erik, und so ging es sicher allen, war „die Nacht kalt, besonders an den Füßen, aber es war cool den Wind im Gesicht zu spüren und die Sterne zu sehen, wenn man die Augen aufmachte.“  

Die Frühaufsteher kümmerten sich am Sonntag um das Feuer und bereiteten schon den Teig für die „Mehltaler“ vor. Als diese fertig waren, krochen alle aus den selbstgebauten Häusern und es wurde gemeinsam gefrühstückt. Der zweite und letzte Tag wurde damit verbracht, zu lernen wie es möglich ist, Feuer zu machen, ohne ein Feuerzeug zur Hand zu haben. Als das alle ausprobiert hatten, kam die letzte wichtige Disziplin: Fallenbau. Aufgeteilt in 2 Teams suchten sie sich ihr Material im Wald zusammen, um die Falle dann konzentriert zu bauen.  

Viel zu früh war die Jugenderholungsmaßnahme zu Ende, die zu 95 Prozent vom Jugendamt Mittelsachsen finanziert wurde. Das „Schlafen im selbstgebauten Haus“ war für Leo besonders schön. Philipp brachte es auf den Punkt: „Es war lehrreich und interessant. Wir als Truppe hatten Spaß, uns wurde gezeigt wie verwöhnt wir sind, denn man braucht eigentlich so wenig, um über die Runden zu kommen.“  

Theresa Volkmar, Sozialpädagogin im CJD Jugend- und Freizeittreff Waldhaus in Penig