Spätsommer-Menü hinter Gittern

31.08.2017 CJD Sachsen « zur Übersicht

Die JVA Leipzig und das CJD Sachsen luden am 31.08.2017 zum dritten Spätsommermenü ein. Dabei konnten sich ehrenamtlich tätige Mitarbeiter der JVA Leipzig, Mitarbeitende des CJD Sachsen und ihre Kooperationspartner kulinarisch verwöhnen lassen, während 12 Koch-Azubis zeigten was sie gelernt haben. Gedacht war das Event als herzliches Dankeschön an alle diejenigen, die die JVA oder das Projekt „Angekocht“ des CJD unterstützen. Gleichzeitig bot sich für die Auszubildenden die Möglichkeit, das Gelernte unter nahezu realen Praxisbedingungen anzuwenden. Die Schwierigkeit bestand für die Auszubildenden darin, für eine große Zahl von Gästen die drei Gänge jeweils punktgenau und gleichzeitig zu servieren, anders als in der Lehrküche, wo sie nur für zwei Gerichte verantwortlich sind.

Die mit viel Liebe zum Detail gestaltete Tafel, war mit rund 40 Personen gut besetzt. An jedem Platz lag eine Menükarte, die schon beim Lesen reichlich Appetit machte. In ihrer blütenweißen Kochkleidung servierten die 12 jungen Männer als Vorspeise „Klare Hühnerbrühe mit Geflügelstrudel und tourniertem Gemüse“, als Hauptspeise „Gefüllte Schweinelende mit Backpflaumen, Macairekartoffeln und Speck-Bohnenbündchen“, zum krönenden Abschluss ein „Mascarponeschichtdessert“ und platzierten sich jeweils zwischen die Gäste. Die beiden Ausbilder, Christian Schlichter und Thomas Seiferlin, die das ESF-geförderte Ausbildungsprojekt bereits im elften Jahr begleiten, waren mit dem Ablauf der Veranstaltung sehr zufrieden. „Auch wenn es beim Anrichten des Hauptganges etwas turbulent zuging“, verriet Schlichter. Davon bekamen die Gäste jedoch nichts mit. „Alles in allem hat das Zusammenspiel geklappt.“ Bei den meisten befragten Gästen bekam das Dessert die absolute Höchstpunktzahl. Unter Anleitung der Ausbilder gelang ein phantastischer Gaumen- und Augenschmaus, der vielen ein „Mhmmm“ entlockte. Von jeder Seite gab es viel Lob für die tolle Arbeit.

Das CJD Sachsen arbeitet seit über elf Jahren in der JVA Leipzig für das abschlussorientierte Ausbildungsprojekt „Angekocht“. Zwei Ausbilder, ein Sozialpädagoge und JVA-Mitarbeiter arbeiten Hand in Hand gemeinsam mit den Auszubildenden der Lehrküche intensiv daran, dass sie innerhalb des Projektzeitraums möglichst viele Module aus der „Verordnung über die Berufsausbildung zum Koch“ erfolgreich absolvieren. Durch die anerkannten Teilabschlüsse ist es für sie möglich, nach dem Gefängnis mit der Ausbildung zum Koch fortzufahren.
Isabel Tautorus, die Sozialpädagogin des CJD, bereitet gemeinsam mit dem Sozialdienst der JVA die Entlassung von Gefangenen vor. Gemeinsam werden Bewerbungen geschrieben und Bewerbungsgespräche geübt, die an regionale Unternehmen verschickt werden.
Herbert Englert und seine Frau, die in Leipzig gemeinsam das Restaurant ‚Weinstock‘ führen, gehören zu unseren wichtigsten Kooperationspartnern, wenn es um Zukunftsperspektiven für unsere Kursabsolventen geht. Bereits zwei junge Männer erhielten im laufenden Jahr bei Ihnen die Möglichkeit, ihr Gelerntes unter realen Praxisbedingungen anzuwenden und ihre Ausbildung fortzusetzen. „Die jungen Leute verfügen über sehr gute handwerkliche Fähigkeiten, die durchaus einem zweiten Lehrjahr entsprechen“, so die Aussage von Englert am Rande der Veranstaltung. Vermittelt wurde der Kontakt durch Holm Retsch vom Regionalverband Leipzig e.V. der DEHOGA Sachsen. Er unterstützt uns bereits über mehrere Jahre aktiv und ist auch unter dem Aspekt des Fachkräftemangels an einem weiteren Ausbau der Zusammenarbeit interessiert. So ist für die nächste Ausgabe des „Wirteblatts“ auch eine Veröffentlichung geplant, die das Projekt des CJD’s in der JVA den 5000 Abonnenten der Broschüre nahe bringen soll. Da es meist nur wenigen Menschen nach ihrer Haftzeit gelingt, nahtlos ein Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnis zu beginnen, ist eine Qualifizierung während der Haft eine wichtige Voraussetzung, um beruflich wie privat draußen wieder Fuß zu fassen und eine straffreie Zukunft zu leben.

Das Projekt „Angekocht“ wird vom Europäischen Sozialfonds und dem Freistaat Sachsen gefördert und basiert auf der Richtlinie des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz und für Europa zur Förderung von aus dem Europäischen Sozialfond im Förderzeitraum 2014 bis 2020 mitfinanzierten Projekten der Qualifizierung von Gefangenen (ESF-Richtlinie Qualifizierung Gefangener 2014 – 2020) vom 14. August 2014.

Als Gäste der Veranstaltung am 31. August durften das Essen genießen:

folgende hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die für die JVA Leipzig bzw. das Projekt arbeiten, es fördern und/oder unterstützen:
• Anonyme Alkoholiker Leipzig e.V.
• Arbeitskreis Resozialisierung Leipzig e.V.
• CJD Sachsen
• DEHOGA Sachsen
• Englert Gastronomiebetriebe GmbH
• evangelischer und katholischer Seelsorger der JVA Leipzig m.KH
• Leben ohne Fesseln e.V.
• Sächsisches Justizministerium
• TÜV Rheinland
• Verschiedene Abteilungen der JVA Leipzig mit Krankenhaus

Dem Verein „Leben ohne Fesseln“ gilt unser besonderer Dank, da er mit seiner finanziellen Unterstützung wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen hat.

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