Wimmelwand - Kunst in Penig

04.08.2016 CJD Sachsen « zur Übersicht

Warum Chantal eine Wand gestaltet, ist einfach: „Es macht Spaß! Wir hatten einfach Bock eine Wand voll zu malen. Hier kann ich immer herkommen, wenn ich Lust auf die Wand habe und es werden mir keine Vorschriften gemacht. Das ist einfach cool!“ Sich künstlerisch einzubringen, sich zu verewigen, auch mal etwas Verrücktes auszuprobieren, ist die hauptsächliche Freizeitbeschäftigung der 15jährigen Schülerin. Zu Rauchen, Trinken und Partys sagt sie strikt nein, „das bringt ja nichts, ich nutze die Zeit lieber und bin produktiv.“ Trotzdem ist die Neuntklässlerin keine Außenseiterin, denn in ihrer Klasse ist sie integriert, anerkannt und ihr künstlerischer Rat ist auch außerhalb des Kunstunterrichts gefragt.

Mit wenigen Strichen skizziert Chantal Zielke eine Figur an die Wand. Beim Ausmalen dürfen manchmal andere Besucherinnen oder Besucher des Jugend- und Freizeittreffs unterstützend agieren. Inzwischen wimmelt die Wand, denn es sind schon viele Bildchen zu sehen, die den Zeitgeist der Jugend bestimmen. „Ich finde Anime und Comics total cool, beschäftige mich viel damit und deshalb ist von dem Zeug auch so viel an der Wimmelwand.“

Dieses Projekt ist längst nicht alles. Im Schulclub der Friedrich- Eduard- Bilz- Oberschule begann ihr Auftrag die Geschichte „Noctus und das freche Steinkauzmädchen“ zu illustrieren, ein aus EU-Fördermitteln finanziertes Projekt des Landschaftspflegeverbandes Thüringer Grabfeld. Zu 22 Szenen entwarf die Diethensdorferin die entsprechenden Zeichnungen. Der Longboardfan zeichnete zu Hause, aber auch in Freistunden in der Schule und im Jugendclub. Über den Landschaftspflegeverband, der im thüringischen Römhild ansässig ist, erhielt sie detaillierte Informationen und Fotos, damit sie auch bildlich eine Vorstellung bekommt. „So etwas mal zu machen, war cool, ohne direkte Vorlagen und Vorgaben etwas zu malen, das zu einer Geschichte passt, das war neu und herausfordernd für mich“ gibt sie schmunzelnd zu. Nach dreimonatiger Arbeit ging die erste Auflage mit 800 Exemplaren in den Druck. Im Oktober wurde ihr dann endlich im Jugendclub ihr Exemplar übergeben.

Nicht weniger herausfordernd schien ihr erstes Projekt, denn daran arbeitete die Peniger Oberschülerin bis Ende Dezember 2015. Die Mädels der 9b sprudelten nur so vor Ideen und am Ende entstand ein Wimmelbild, an dem viele fleißige Hände beteiligt waren. Vielleicht war auch diese Leinwand der Grund, warum sie sich plötzlich eine ganze Wand vornehmen wollte, an der sie bis heute arbeitet. Nun hängt das Gemeinschaftswerk zur Freude aller Kinder und Jugendlichen im Schulclub und wird für das Spiel „Ich sehe was, was du nicht siehst“ genutzt.

Bruder Pierre ist davon überzeugt, „Chantals Leben besteht aus malen“ und gestalten, wie sie einmal mehr im Jugend- und Freizeittreff bewies. In einer ruhigen Waldhausferiennacht zauberte sie ein Konzept wie der Mehrzweckraum umgestaltet werden könnte. Zur 48-Stunden-Aktion hatte die junge Künstlerin eine Mannschaft aus insgesamt 17 Jugendlichen, die mit ihr das von der Stadt Penig genehmigte Konzept umsetzten. Die Wände wurden farblich verändert, ein Palettensofa wurde nach ihrem Design gebaut, Tische und Regale wurden besprüht oder lackiert und durch eine Comicfigur hat sich Chantal natürlich auch an der Wand verewigt.

Kürzlich absolvierte die Kreative ihr einwöchiges Schülerpraktikum im Jugend- und Freizeittreff Waldhaus. Dort verwandelte sie den Chill-Raum mit Farbe und Spraydosen in ein Galaxy-Zimmer. Auf der einen Seite ist nun die Milchstraße zu bewundern und auf der anderen verschiedenste Planeten. Unterstützung hatte sie dabei von zwei Freundinnen, die ihre Ideen bereitwillig unterstützten.

Durch die Entfernung Diethensdorf – Penig ist Chantal auf die Unterstützung ihrer Eltern und des volljährigen Bruders angewiesen, die diesen Aufwand gern übernehmen und das Mädchen so oft es geht in das Waldhaus bringen, damit sie ihre Kunst ausleben kann. Dass sie auch zu Hause in Haus und Garten designt, malt, gestaltet und umbaut, wundert inzwischen niemanden mehr.

Das nächste Kunstprojekt in Penig, an dem sie maßgeblich beteiligt sein wird, ist geplant und wir sind schon jetzt sehr gespannt was sich die inzwischen 15-jährige alles einfallen lässt. Langweilig wird es mit der fröhlichen Chantal jedenfalls nie und wir sind froh, dass sie sich so sehr engagiert und bleibenden Eindruck in unseren Clubs hinterlässt.