Nachgefragt – Fachbereichsleiterin Kristin Kobylinski im Interview

25.05.2021 CJD Sachsen « zur Übersicht

In vielen verschiedenen Angeboten der Beruflichen Bildung lernen Jugendliche und Erwachsene, um sich auf einen Start oder einen Wiedereinstieg in die Arbeitswelt vorzubereiten. Kristin Kobylinski ist bereits seit 2004 im CJD tätig und seit Kurzem Fachbereichsleiterin für die Berufliche Bildung/Gesundheit & Rehabilitation/Arbeit & Beschäftigung in Sachsen. Was sie besonders an einer Ausbildung im CJD schätzt und welche neuen Herausforderungen ihr Job als Fachbereichsleiterin mit sich bringen, hat sie uns in einem Interview erzählt.

Wie würden Sie Ihren zwei Kindern Ihren Job beschreiben?


Meinen Kindern würde ich sagen, dass ich für das sehr wichtige Thema „Berufliche Bildung“ arbeite und für all das, was damit für Jugendliche, junge Erwachsene und Erwachsene zusammenhängt.

Ich rede tagtäglich mit vielen, ganz verschiedenen Menschen, fahre dafür hunderte Kilometer und muss dabei an mindestens genauso viele Dinge gleichzeitig denken.

Ich würde ihnen erzählen wie wichtig es ist, dass ich mit meinen Kollegen und Kolleginnen Aufgaben löse, die erst einmal sehr kompliziert und unlösbar erscheinen. Und, dass wir uns dann oft gemeinsam mit unseren Teilnehmenden freuen, wenn wir eine Lösung gefunden haben.

In einem Teil unserer Angebote bereiten sich Jugendliche und Erwachsene auf das Arbeitsleben vor. Was verstehen Sie unter einer modernen Ausbildung?

Eine moderne Ausbildung ist für mich die gelungene Kombination zwischen klassischem Fachwissen und einer individuellen Persönlichkeitsbildung. Gute Ausbildungsinhalte orientieren sich an der aktuellen Entwicklung der gegenwärtigen Berufsfelder, den Bedürfnissen der Wirtschaft und beziehen aktuelle Erfordernisse wie Medienkompetenz mit ein. Jugendlichen ermöglicht eine gute Ausbildung den nahtlosen Übergang ins Berufsleben.

Unsere spezielle Kombination von Ausbildung und Persönlichkeitsbildung, die uns von anderen Anbietern unterscheidet, gewinnt - aus meiner Sicht - gerade unter den aktuellen Herausforderungen sehr an Bedeutung. Genau dann, wenn man diese beiden Komponenten bei jedem einzelnen gezielt unterstützt, kann man den täglichen Anforderungen in diesen Bereichen bestmöglich gerecht werden.

Seit vielen Jahren erleben wir bei unseren jungen Erwachsenen und Erwachsenen, dass wir mit Angeboten aus den Bereichen Sport, Gesundheit, Politik, Musik und Religion oft schon mit ganz wenigen Impulsen viel erreicht haben und auch zukünftig erreichen werden. Das ist für mich etwas ganz Besonderes an unserer täglichen Arbeit und in unserer Ausbildung.

Welche Herausforderungen begegnen Ihnen derzeit in Ihrer Position?

Pandemiebedingt fordert es mich gerade sehr, dass es ständig neue Verordnungen gibt, die ein tägliches Neudenken notwendig und ein selbstbestimmtes Arbeiten momentan unmöglich machen. Ich habe einen Riesenrespekt vor den Mitarbeitenden, die gerade unter den aktuellen Bedingungen arbeiten und auch vor diejenigen, die seit Mitte Dezember in Kurzarbeit sind und noch nicht sehen können, wann sich das wieder ändern wird.

Generell anspruchsvoll ist die Tatsache, dass unsere Partner und Leistungsträger in den unterschiedlichen Landkreisen völlig unterschiedlich arbeiten. Auch hier muss ich mich immer wieder auf die örtlichen Gegebenheiten einstellen und entsprechend reagieren.

Was mich momentan auch sehr beschäftigt, ist die Frage, was wir aus den Erfahrungen mit der Pandemie für zukünftige Planungen mitnehmen. Projektanträge beinhalten seit Neuestem ein Konzept, das die Auswirkungen einer Pandemie berücksichtigen. Einen grundlegenden Wandel werden wir zum Beispiel in der Gastronomie erleben, der für mich der Bereich ist, der durch Corona am meisten verloren hat. Gerade in Bezug auf die Nutzer*innen unserer Angebote, die in diesem Bereich nach ihrer Zeit im CJD oft berufliche Perspektiven gefunden haben. Dafür werden Bereiche wie Logistik und Transport zukünftig eine größere Rolle spielen. Diese Trends sind wichtig für die zukünftigen Inhalte des Fachbereichs.

Ein wichtiges Thema für mich ist auch Barrierefreiheit. Mit dem Angebot „Anderer Leistungsanbieter“ sind wir auf dem Weg, dieses gesamtgesellschaftlich relevante Thema generell für unsere Angebote neu zu denken. Es reicht nicht aus, Informationen in Leichte Sprache zu übersetzen. Wir müssen unsere Standorte barrierefrei gestalten und dabei die Angebote so strukturieren, dass wir Teilnehmende umfassend und gut begleiten können. Manchmal bedeutet das auch, dass ein Standort umziehen muss, wenn die Voraussetzungen vor Ort nicht gegeben sind, aber auch nicht umgebaut werden kann.

Was haben Ihre Mitarbeitenden von Ihnen persönlich zu erwarten?


Klarheit, Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe.

Welche 3 Wünsche haben Sie an die Mitarbeitenden in ihrem FB?

Klarheit, Wertschätzung und Kommunikation auf Augenhöhe.

Wichtig ist mir, miteinander zu agieren, mit Neugier auf Neues zuzugehen und dabei lösungs- und nicht problemorientiert zu arbeiten.

Ich wünsche mir, dass meine Kollegen und Kolleginnen den Mut haben, Ideen zu entwickeln, Schritte in unbekannte Richtungen zu wagen und dabei auch mal Fehler zu machen.